VIAC – frankly – finpension

Einführung

In der Schweiz gibt es neben der AHV (staatliche Rente) und der Pension (betrieblich) noch die private Altersvorsorge. Diese „dritte Säule“ teilt sich in eine Säule 3a, die gebundene, staatlich geförderte Altersvorsorge, und Säule 3b (freies, privates Sparen).

Die Beiträge an die Säule 3a sind jährlich limitiert vom steuerbaren Einkommen abziehbar. Dieser Betrag liegt für versicherte Arbeitnehmer heute bei SFr. 6’883.00.

Meinen ersten Beitrag von SFr. 5’587.00 habe ich 1995 auf ein Säule 3a-Konto einbezahlt. Im Jahr 2007 kaufte ich Anteile des MI-Fonds – 40 – V, der Migros Bank, und verlor in den nächsten zwei Jahren um die 18 %. Es dauerte sechs Jahre, bis ich wieder auf dem Stand 2007 war. In den letzten acht Jahren hatte ich einen Zuwachs von 36 %.

Aktien

Aktien sind Wertpapiere mit denen man Anteile an einer Firma hält. Als Miteigentümer partizipiert der Aktionär am Erfolg der Firma durch Dividenden. Die Aktien können an Wert gewinnen aber auch verlieren. Im schlimmsten Fall kann dies zum Totalverlust der Investition führen.

Anno 1999 kaufte ich meine ersten Aktien und zwar der Zürich Versicherungen. Wieso? Die Aktie kostete etwas über SFr. 1’000.00. Im Jahr 2018 verkaufte ich die Aktie für etwas über SFr. 300.00. Dank Dividenden und einen Split halbierte sich mein Verlust auf rund SFr. 350.00 pro Aktie.

In der gleichen Zeit gewann der SMI 24 %, der SPI 142 %, der Dow Jones 184 % und der Nasdaq 541 %. Dies zeigt, wie wichtig es ist, sein Anlagerisiko zu streuen. Es gilt jedoch auch, dass Entwicklungen der Vergangenheit keine Garantie für zukünftige Ergebnisse sind.

ETF

Ein ETF ist ein Exchange Traded Fund, also ein an der Börse gehandelter Fonds, welcher üblicherweise einen Index nachbildet. Dadurch kann das Anlegerrisiko vermindern.

Schauen wir uns nun das Factsheet des „CSIF (CH) III Equity World ex CH Blue – Pension Fund Plus ZB“ mal an. Die Emissionswährung ist CHF, also Schweizer Franken. Der Dividenden-Typus ist Akkumulieren (was bei anderen Anbietern auch als Thesaurierend umschrieben wird). Dies bedeutet, dass keine Dividenden (der unterliegenden Aktien) ausbezahlt werden, sondern dass die Erträge reinvestiert werden.

Der Benchmark ist der MSCI World ex Switzerland. MSCI ist ein amerikanischer Finanzdienstleister, welcher diverse Aktienindizes erstellt. Ein weiterer häufig gesehener Anbieter ist FTSI mit dem bekannten FTSI 100 Index, kurz „Footsie“, möglicherweise der Lieblingsindex von Quentin Tarantino.

Der Fonds hat ein Vermögen von 8 Milliarden, mit 70 Prozent in USD und den USA und von den weltweit 1’516 Titeln sind die grössten Apple, Microsoft, Amazon, Tesla und Alphabet (Google), welche zusammen rund 15 Prozent des Fonds ausmachen.

Finpension, auf welchen wir nachher nochmals zu sprechen kommen, bietet dutzende Indexinstrumente an. Da die Namen der ETFs oft sehr lange und für Laien verwirrend sind, empfehle ich die ISIN zu verwenden um einzelne Fonds zu googlen oder zu kaufen. Viele der aufgeführten Fonds haben sehr ähnliche Namen. Teilweise unterscheiden sie sich nur in einem Buchstaben: Dieser und dieser, wobei das H am Ende anzeigt, dass Fremdwährungsrisiken abgesichert werden.

Zudem unterscheiden sich die Fonds auch durch die Art. Passive Fonds bilden mehr oder weniger blind einen Index ab. Aktive Fonds versuchen den Index zu schlagen, indem Fondsmanager einzelne Werte Über- oder Untergewichten.

Migros Bank

Mein Vorsorgeguthaben bei der Migros Bank war bisher teilweise in Migros Bank (CH) Fonds 45 V angelegt. Dieser hält 45 % Aktien und 40 % Obligation. In der heutigen zinsfreien Zeit macht es wenig Sinn, Obligationen zu kaufen oder zu halten. Weiter scheint die Migros Bank kein gutes Händchen zu haben. Gemäss diesem Artikel der Handelszeitung stammen vier der fünf lediglich als genügend bewerteten Fonds von der Migros Bank. Zwei erhielten ein gut, keiner ein sehr gut.

Die Fonds der Migros werden durch die UBS aktiv bewirtschaftet und haben ein TER (total expense ratio, Gesamtkostenquote) von 0.9 – 1.14 %.

Die Tabelle zeigt auch, dass für den Erfolg nicht relevant ist, ob der Fonds aktiv oder passiv bewirtschaftet wird.

Da ich eine Anlagehorizont von mindestens 15 Jahren erwarte, habe ich mich entschlossen, meine Vorsorgeguthaben zu evaluieren und die neuen Anbieter zu testen. Besser spät als nie.

Qual der Wahl

Comparis listet elf digitale Vorsorgeanbieter. Diese werden vor allem von jungen und männlichen Kunden verwendet. Diese Studie fand heraus, dass auch Frauen mit einem höheren Einkommen weniger Geld anlegen als Männer. Auch sagt rund die Hälfte der 3a-Kunden, dass sie keine Wertschriften haben, ein weiteres Drittel kann dazu keine Aussage machen. Ich würde wetten, dass somit rund zwei Drittel der Sparer ihr Guthaben auf einem 3a-Konto haben und somit kaum einen Ertrag haben.

Manchmal braucht man einen externen push, um sich aus den alten Geleisen zu bewegen. Bei mir war dies wohl die Videos und der Blog von Sparkojote, welcher selber frankly und VIAC benützt und empfiehlt.

Descartes bietet zwar auch einen Plan mit 99 % Aktien an. Doch sind die Gebühren sehr hoch (maximal 0.99 % TER), der Aktienanteil Schweiz mit 5 % war mir zu gering, der Mangel an Factsscheets suspekt und das Hedging der Währung unnötig.

Für Frauen

Freya scheint mir zu stark an Frauen ausgerichtet zu sein. Statt Fakten werden Feelings geboten. Ausserdem ist die Auswahl von Strategien unübersichtlich, der maximale Aktienanteil scheint bei 85 % zu liegen. Daneben wird mit Gold und Obligationen diversifiziert.

Die Generali, als Versicherung, hat ein gemischtes Produkt. SFr. 8.00 soll man monatlich für eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung zahlen. Zudem wird die Anlage die fünf Jahre vor der Pensionierung umgeschichtet (der Aktienanteil wird verringert). Dies macht keinen Sinn, denn ich hatte in ihrem Onlineberatungstool erklärt, dass ich das Geld aus der Säule 3a bei der Pensionierung nicht benötige. Wie so oft bin ich von Versicherungslösungen wenig begeistert, um es freundlich auszudrücken. Die Versicherung macht keinen Sinn. Der TER ist hoch und das Prozedere ist kompliziert.

Auf der Seite von Selma habe ich kaum Informationen gefunden. Comparis listet einen maximalen Aktienanteil von 97 %. Wie dieser zusammengesetzt ist und ob man selber auswählen kann, kann ich nicht sagen. Preislich scheint hier alles im höheren Rahmen zu liegen.

Sparbatze der Zuger Kantonalbank hat gemäss Comparis einen maximalen Anteil von 75 %. Ihre eigene Homepage listet jedoch eine Strategie mit 99 % Aktien. Dieser recht teure (TER 0.4 %) und kleine Fonds ist in acht ETFs investiert. Ich glaube nicht, dass Sparbatze was bietet, mit dem er sich von frankly absetzen kann.

Volt von Vontobel bietet auf ihrer Homepage sehr wenig Informationen. Maximal 90 % Aktien, teuer und intransparent. Nein, danke. Das gleiche gilt für das andere Vontobel-Produkt, Yapeal.

frankly.

frankly. ist der lauteste der drei hier vorgestellten Anbieter. Seit ich über 3a Lösungen recherchiere, werde ich mit frankly-Werbung bombardiert. Sparkojote macht auch viel Werbung für das Produkt. Er erwähnt auch die Intransparenz bei den Gebühren. Ich werden sicherlich einen weiteren Beitrag schreiben, wenn mir mehr Angaben vorliegen. frankly. bietet fünf Strategien und neun Anlageprodukte. Es gibt fünf Strategien mit 10, 25, 45, 75 und 95 % Aktien. Bei den vier Strategien gibt mit Aktienanteil ab 25 % werden ein aktiver und ein passiver Fonds angeboten.

Für mich kommt nur ein passiv gemanagter Fonds mit maximalem Aktienanteil in Frage. Da frankly. ein Kind Zürcher Kantonalbank ist, liegt dem Extreme 95 Index der „Swisscanto (CH) IPF III Vorsorge Fonds 95 Passiv NT CHF“ mit der ISIN CH0512157782 zugrunde. Dieser weisst ein TER von 0.03 % aus. frankly. verlangt eine All-in-Fee von 0.45 %.

Somit sind die Gebühren bei frankly. mit 0.48 % somit etwa halb so hoch wie bei der Migros Bank wo ein TER von 0.9 % ohne weitere Kosten verlangt wird.

Der Swisscanto Fonds hat einen hohen CHF Anteil (72 %), gefolgt vom USD mit 13 %. Er besteht seit 18 Monaten, wird in CHF geführt und hat einen Gold-Anteil von 2.5 %, naja.

Was mir nicht gefällt:

Die beiden nachgenannten Anbieter geben dem Kunden eine grössere und bessere Auswahl, wie das Vermögen angelegt wird.

frankly. hat keine Option für einen Zugriff über den PC und läuft nur über das Handy. Gerade für ältere Kunden ist das Handy-Display nicht optimal. Flik, der Chat-bot ist auch nervig.

Am meisten stört mich der Vorsorge-Rechner. Wenn ich meine Daten eingebe, 50 Jahre, angestellt, männlich, CHF 9’000.00 Übertrag und maximale jährliche Einzahlung liefert er folgende Zahlen:

CHF 112’726.00 3a Konto zum Vergleich. Gemäss meinen Berechnungen wurde hier ein Zinssatz von 0.0 % gewählt. Die Migros Bank bietet einen Zins von aktuell 0.5 %, mit diesem Satz wäre eine Zahl von CHF 117’094.80 zu erreichen. Nur minimal besser, somit kann man diese Zahlen so stehen lassen.

Als Worst-Case wird ein Vermögen von 55’000.00 deklariert. Ein jährlicher Verlust von 6 % über 15 Jahren? Das sehe ich nicht als realistisch. Klar, kann die Börse in einem Jahr um 50 Prozent sinken, aber wenn im 14. Jahr die Börse crashed, dann sollten doch noch 50 % von CHF 153’000.00 übrigbleiben. Aber es ist gut, dass die Risiken erwähnt werden.

Was aber unverantwortlich ist, ist der ausgewiesene Best Case. frankly. listet ein Best Case Szenario von CH 512’500.00. Gemäss meinen Zahlen müsste hier die Börse (und vor allem die Schweizer Börse) jedes Jahr 42.5 % wachsen. Dies ist einfach nicht realistisch. Im den letzten fünf Jahren sind dies die jährlichen Veränderungen des SMI: 2015 – 1.84 %, 2016 – 6.78 %, 2017 + 14.14 %, 2018 – 10.15 %, 2019 + 25.95 % und 2020 + 0.82 %.

finpension

finpension bietet seit rund einem Jahr Lösungen im Bereich Säule 3a an. Vor meinem Entscheid, den Vorsorgeanbieter zu wechseln, kannte ich finpension nicht.

Angeboten werden 18 Strategien. In den drei Kategorien Global, Schweiz und Nachhaltig, werden sechs Produkte mit Aktienanteilen von 0, 20, 40, 60, 80 und 100 Prozent angeboten.

Als 19 Strategie kann man aus über 50 Produkten der Credit Suisse seine eigene ETFs wählen. Blue bedeutet, dass auf die Ausleihe der gehaltenen Wertschriften verzichtet wird. H steht für Absicherung der Währungsrisiken (hedging). Z für Zero-Fee, also einer TER von 0 % und Pension Fund, dass der Fonds von der Quellensteuer befreit ist (Quelle).

Im Vergleich zu anderen Anbietern sind die Gebühren tief, damit wird auch geworben. Der Gebührentarif ist auch kurz und verständlich.

Mustachian Post kritisiert jedoch, dass auf eine Identifikation des Kontoinhabers bei der Eröffnung verzichtet wird. Diese wird erst beim Bezug verlangt und zwar physisch. Optimal finde ich dies nicht, aber ich habe damit nicht ein grundsätzliches Problem.

Wer Englisch kann und mehr Informationen will, findet diese bei thepoorswiss. Die von ihm als fehlend kritisierte Zwei-Faktor-Authentisierung scheint es zwischenzeitlich zu geben.

VIAC

VIAC ist seit drei Jahren auf dem Markt und in vielem sind sie mit finpension vergleichbar. Wem die VIAC AG gehört, ist mir nicht klar. Sie arbeitet jedoch mit Bank WIR und deren Vorsorgestiftung Terzo eng zusammen.

Hier werden neben einem 3a Konto 18 Strategien angeboten und zwar in den gleichen drei Kategorien Global, Schweiz und Nachhaltig, mit jeweils sechs Produkten mit Aktienanteilen von 5, 20, 40, 60, 80 und 97 Prozent (auch wenn bei finpension 100 stand, sind es effektiv „nur“ 99 %).

Als 22. Option kann man sich aus über 40 Titeln das Gewünschte aussuchen. Angeboten werden hier Produkte der UBS, Credit Suisse und iShares (Black Rock).

Auch VIAC hat einen Vorsorgerechner. Wie es ganz genau berechnet wird, kann ich nicht sagen. Sogar im schlimmsten Fall, wird noch eine Rendite von 0.5 % versprochen (nur im ersten Jahr, reduziert sich das Vermögen). Da finde ich frankly. ehrlicher. Verluste sind über mehrere Jahre garantiert. Die mittlere Variante mit 9.5 % finde ich zu optimistisch, die 24 % jährlich für eine gute Wertentwicklung ist unrealistisch.

VIAC bietet zudem einen VIAC Life Basisschutz, eine kostenlose Versicherung von SFr. 2’500.00 pro investierten SFr. 10’000.00 bei Tod oder Invalidität.

Fazit

Ich habe mich entschieden, den rund drei Viertel bei VIAC anzulegen. Ein weiteres Viertel werde ich bei finpension anlegen und den Rest bei frankly.

Gewählt habe ich einen möglichst grossen Aktienanteil. Bei VIAC habe ich in fünf, bei finpension in sechs ETFs investiert.

Spätestens im März 2022 werde ich ein Update geben.

weitere Information:

Eine weitere gute Quelle ist Comparis, welche eine Übersicht bietet. Da sich der Markt schnell entwickelt, sollte man sich jedes Jahr umschauen, ob es nicht ein besseres Angebot gibt. Oft versüssen einem die neuen Anbieter den Wechsel mit Zusatzangeboten.

Auch Sparkojote hat auch eine Seite über die Säule 3a, auch wenn es einige Punkte gibt, wo wir unterschiedliche Meinungen haben. Er schreibt: „Ist man bereits älter, sollte man sich auf jeden Fall auf eine konservativere Strategie einigen. Für meine Eltern, die auf die 60 Jahre zugehen, würde ein Aktien Anteil von 97% in der Säule 3a keinen Sinn machen. Das wäre viel zu risikoreich.“

Da bin ich völlig anderer Meinung. Was er sagt stimmt nur, wenn man das Geld aus der dritten Säule zum Zeitpunkt der Pensionierung braucht, zum Beispiel wenn die Bank verlangt, dass auf Grund der Pensionierung die Hypothek zurückbezahlt werden muss. Ich glaube nicht, dass Thomas argumentieren würde, dass seine Eltern bei der Pensionierung alle anderen Wertschriften verkaufen müssen.

Lehrreich sind auch die Beiträge vom Vorsorgeexperten und auch hier. Ich habe kleine Änderungsvorschläge. Zum Beispiel würde ich hierJeder in der Schweiz wohnhafte Bürger,“ durch „Jede in der Schweiz wohnhafte Person,“ ersetzen.